Kennen Sie dieses Verhalten: Ihr Mitarbeiter geht in Urlaub und hat sich mit seiner Vertretung nicht abgestimmt? – Hat sich wohl nicht ergeben. Und: Sie machen Ihrem Mitarbeiter in einem anlassbezogenen, sachlichen Kritikgespräch auf ein Fehlverhalten aufmerksam, mit dem Ergebnis einer Krankmeldung für den nächsten Tag. Oder dieser Klassiker: Ihr Mitarbeiter erscheint unvorbereitet zum Meeting, Kunden- oder Lieferantengespräch. Termine werden versemmelt; Meilensteine im Projekt nicht eingehalten. Reue oder gar Schuldbewusstsein? – Fehlanzeige!

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Das Risiko jeder Kritik: Fehleinschätzung durch Vorurteile
Das skizzierte Verhalten eines easy goings ist nicht gänzlich neu und rasch kommt der Vorwurf, man würde überbewerten, verallgemeinern, oder gar altersbedingt (bezieht sich auf den Autor dieser Zeilen), eher etwas geistig unflexibel urteilen, ganz im Stil von:

„Diese heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird nie wieder so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten!“

An dieser Stelle könnte man ins Grübeln kommen und auch mit den Äußerungen zurückhaltender werden, ist doch die vorstehende Niederschrift zum Generationenkonflikt schon vor mindestens 3.000 Jahren von einem babylonischen Kulturkritiker verfasst worden.
Die kritischen Gedanken stehen hier keineswegs für eine Verunglimpfung, Pauschalierung und Aburteilung einer Generation. Natürlich nicht; wir sprechen nur von Einzelfällen, die vielleicht aber etwas häufiger auftreten, als in Vergleichsgruppen.

Pampers statt Power
Dennoch – und ich stehe mit meinen Ansichten keineswegs alleine da – scheint es so, dass sich das oben geschilderte Verhalten gehäuft in einer Generation findet, die heute Anfang 30 bis Mitte 40 alt ist, also in der Zeit zwischen 1969 und 1984 geboren wurde.
Wenn dem so wäre, was sind dann die Ursachen? Findet sich die Erklärung im spezifischen soziodemographischen Umfeld jener Zeit? Einer Zeit, in der der Stellenwert einer wohlbehüteten, umsorgten und damit ge-pamperten Kindheit im Erziehungsauftrag der Eltern höher angesiedelt war, als je zuvor. Und in der Folge jene verwöhnten Kinder nie gelernt haben, sich für etwas einzusetzen, für ihre Ziele zu kämpfen und die Dinge zu Ende zu bringen. Dabei ist ja jene Altersgruppe – um auf die positiven Seiten zu kommen – irgendwie nett und nach Feierabend vermutlich die besten Kumpel. Zu den guten Seiten zählen im Übrigen auch, tja – äh – Moment noch, gleich fällt’s mir wieder ein – da war doch noch was. Ach ja, weder wird von den Herrschaften ein Krieg ausgehen, noch wird man mit Ihnen einen sprichwörtlichen gewinnen. Das ist ja auch schon was; nichts ist eben so schlecht, dass es nicht auch etwas Gutes hätte.

Bisherige Einteilung von Generationenklassen
Übrigens gab mein suchender Blick im Internet nach Generationen-Klassifizierung (soziologische Charaktere), wie „Matures“ (1933 – 1945), „Baby Boomers“ (1946 – 1964), „Generation X“ (1965 – 1976), „Generation Y oder Millennials“ (1977 – 1998) und „Generation Z“ (1999 – dato)1, keine Hilfestellung; zu undifferenziert und unspezifisch.

Veränderung? – Nein, danke!
Mal angenommen, es wäre was dran an der These mit der Nonchalance. Was dann tun?
Wie wäre es mit zusätzlichen Spielregeln? Man könnte auch Verfahrensanweisungen aushändigen oder die betreffenden Personen auf ein Seminar zum Zeitmanagement schicken. Klar, kann man machen, bringt aber leider nix! Verlorene Liebesmüh. Auch Appelle nach dem Motto, nun werde doch endlich mal Erwachsen, lösen im Gehör oder im für das bewusste Denken zuständigen Stirnhirn jener Generation Min-Max nichts aus. Die Min-Max’er sind gerne mal schnell vom Acker, wenn was Unangenehmes zu erledigen ist, nehmen es mit Verantwortung nicht so genau und auch das Thema Zuverlässigkeit wird nach ihren Denkstrukturen völlig überbewertet. Doch in diesem Kontext gibt es ein Gesetz, das wirklich in Stein gemeißelt ist und das auch von der Generation Min-Max beherzigt werden sollte: Jede Gemeinschaft zerbricht, wenn es an Zuverlässigkeit mangelt; Zuverlässigkeit ist folglich nicht verhandelbar! (Diesen Satz bitte gerne zweimal lesen.) Maximale Ansprüche bei minimalem Arbeitseinsatz (= Min-Max), könnte das Lebensmotto sein2; wo ich bin, ist der Nabel der Welt. Machen Sie sich bitte klar, dass sie hier keine Leistungsträger vor sich haben, sondern bestenfalls Deckungsbeitragsbringer, um das Ganze mal auf einer betriebswirtschaftlich Sprache nach dem Ergebnis des Handelns zu quantifizieren. Leistung steht hier in keinem angemessenen Verhältnis zu den Erwartungen, die nicht selten wie Monstranzen vor einer selbstsicheren Brust getragen werden.

 

Die Chance im Change
Solange sich Einstellung und Haltung hier nicht ändern (Change), bleibt der Spaßfaktor bei Kollegen und Führungskräften in der Zusammenarbeit mit den Mini-Max’ern eher klein. Die gewünschte Verhaltensänderung kommt, wenn sie denn überhaupt jemals kommt, zumal es sich ganz gut in dieser Komfortzone leben lässt, über das Hardcore-Prinzip einer persönlichen Krise, oder über Erfahrungen, die unter die sprichwörtliche Haut gehen3 und einen Bewusstseinswandel hervorrufen (Einsicht über Perspektivenwechsel). Vielleicht ändert sich der umrissene Personenkreis im Rahmen einer Partnerschaft, wo Fürsorge eine große Rolle spielt. Eine Ehe steht und fällt mit der Bindungsfähigkeit, die auch die Übernahme von Verantwortung impliziert und wenn Kinder kommen, sind diese eine Verpflichtung, was nicht immer gesehen wird, und das sogar lebenslang. Und ganz besonders die Männer machen jetzt eine Erfahrung die unter die Haut geht, nämlich das Kind steht plötzlich an erster Stelle und die eigene Position rückt nach hinten. Eine Erfahrung die man machen muss und dem Ego gut tut.
Träumen darf man ja, wenn man mit einer optimistischen Haltung durchs Leben geht. Und auch ein Goethe, der einst mal gesagt hat: „Behandle die Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können.“, wollte uns die Chancen vor Augen führen, wenn gleichwohl die Therapieresistenz nicht unterschätzt werden darf.

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Anstelle eines Fazits
Ich wünsche Ihnen lieber Leser ein sonniges, tolerantes Gemüt und gute Nerven im Umgang mit jenen, die vielleicht ganz anders sind, als hier beschrieben. So oder so wird von einer Führungskraft Humor erwartet, ganz wie es der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Dt. Bank, Alfred Herrhausen, trefflich zu Papier brachte: „Ein Manager muss Atmosphäre schaffen können – eine Atmosphäre, die der Kreativität der Mitarbeiter förderlich ist, innerhalb derer der gemeinsame Erfolg angestrebt wird und in der der Ernst des beruflichen Lebens Spaß macht. Er sollte deshalb Optimismus und Humor besitzen. Er soll eigene Nehmerqualitäten beweisen und nicht nur von anderen verlangen.“4

Autor: Norbert W. Schätzlein, 2014, www.siris-systeme.de

Quellen:
1: http://de.wikipedia.org/wiki/Generation_Y
2: interessanterweise gibt es erste Dozenten in der Volkswirtschaftslehre, die das, was einst undenkbar war, nämlich mit minimalem Aufwand ein maximales Ergebnis zu erzielen, heute nicht mehr als falsch angesehen wird; dafür hätte es noch in den 80er Jahren ein „setzen Sechs“ gegeben; so ändern sich halt die Zeiten;
3: vgl.: Hüther, Gerald: Was wir sind und was wir sein könnten, Ein neurobiologischer Mutmacher, 3. Aufl., Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag GmbH, 2013
4: Herrhausen, Alfred: Denken – Ordnen – Gestalten, Berlin: Wolf Jobst Siedler Verlag GmbH, 1990

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