Schindler, Wilfling & Collegen luden ein und (fast) alles was Rang und Namen hat in der oberschwäbischen Unternehmerschaft kam (über 400 Gäste).

Nachdem die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Daimler-Niederlassung in Ravensburg ausgerichtet wurde, sprach neben dem Vollblutbajuwaren und Chef der Sozietät www.swc-collegen.de, Bernhard Schindler, auch der Niederlassungsleiter von Daimler, Siegfried Bruckner, Begrüßungsworte.
Dieser Niederlassungsleiter zählte tatsächlich an diesem Abend auf seinem Parkplatz die Fremdfabrikate nach und positionierte in selben Atemzug sein Haus als Alternative in der motorisierten Mobilität. Respekt! Vertriebsorientiert gedacht. Hat sehr imponiert!

Ein Unikat: Wolfgang Grupp von TRIGEMA

Stets in der gleichen, unverwechselbaren Eleganz bei seinen öffentlichen Auftritten trat Wolfgang Grupp zum Rednerpult und schoss die von ihm gewohnten markigen Worte ins Auditorium.

Wolfgang Grupp weiß um seine Wirkung. Die Unternehmerpräsenz in der Öffentlichkeit ist immer noch das effektivste und billigste (Selbst)Marketing. Vorträge halten, in Talk-Shows auftreten; all dies trägt dazu bei, Image aufzubauen und den Bekanntheitsgrad zu steigern.
Bei Grupp könnte man zwischenzeitlich auch von einer Marke sprechen und bezüglich seiner Dramaturgie von einem USP (sorry Herr Grupp, sie mögen ja keine Fremdwörter; ist mir nur so rausgerutscht).
Das funktioniert aber nur, wenn man was zu sagen hat, für etwas steht und einsteht.
Gratulation Herr Grupp, die Klaviatur dieses Metiers spielen Sie perfekt rauf und runter und mit Engagement und Körpereinsatz.
Ja, wir brauchen solche Unternehmer! Und ja, es ist gut, dass es Menschen gibt, die Ideale haben und dafür einstehen. Die Welt wäre ärmer, wenn es diese Leidenschaft bei Unternehmern nicht gäbe.

Grupp polarisiert und nicht zu wenig

Wer Erfahrungen und Meinungen als der Weisheit letzter Schluss vertritt, einem ehernen Gesetz gleich, der fordert als öffentliche Person den Disput geradezu heraus.
Bei so viel Absolutheitsanspruch muss er sich es gefallen lassen, dass wir seine Aussagen hier kritisch unter die Lupe nehmen.

Grupp, Vorbild auch für andere Unternehmer?

Wo Dinge gut und richtig gemacht werden, stellt sich die Frage, inwieweit hier Exzellenz vorliegt bzw. Best Practice (im Sinne von bester Praxis).
Unternehmen sind – sehr verkürzt gesagt – dann Best Practice, wenn sie nachhaltig erfolgreich sind und zwar unabhängig von der Branche. Das Ganze, d.h. die jeweilige spezifische Realisierung des Geschäftsmodells hat dann meist Modellcharakter.
Wer sich damit einmal beschäftigt hat, bekommt es nicht mehr aus dem Kopf. Unweigerlich läuft eine Art geistiges Screening-Programm über die Worte des Vortragsredners.

Welchen Stellenwert hat Marketing/Vertrieb/Innovation?
Gelingt die Rekrutierung von Mitarbeitern und wie stimmig erscheinen Motivation, Engagement und Personalentwicklungsaktivitäten?
Sind die Produkte und Leistungen wettbewerbs- und zukunftsfähig?
Wie steht es um den Finanzsektor?

Nach Grupps Ausführungen sind einzelne Bereiche, wie Kundenorientierung durch Flexibilität, Implementierung von Innovationen zur Nachhaltigkeit, Lagerhaltung bis zur Logistik sowie die Unabhängigkeit von Banken deutliche Indikatoren für Best Practice.

Jeder Erfolg birgt auch den Keim des Misserfolgs in sich

Im Management und HR-Bereich kam diese Überzeugung hingegen nicht auf. Und das ist gerade der Bereich der zeitversetzt seine Auswirkungen zeigt. Zu sehr ist das Unternehmen auf die eine Führungskraft an der Spitze des Unternehmens zugeschnitten.

Die Antwort auf eine nicht gestellte Frage, konnte ich mir am Ende des Vortrages in einem inneren Dialog sehr gut denken, nämlich, wie er es mit den Mitarbeitergesprächen hält? Das hätte dann wohl so geklungen: Ich stehe ständig im Kontakt zu meinen Mitarbeitern; also warum dann noch den Aufwand betreiben und Beurteilungskriterien abgleichen, wo doch jeder Mitarbeiter per se weiß, worauf es bei mir ankommt?
Tja, anlassbezogene Gespräche werden in jedem Unternehmen geführt, das ist auch nicht das Besondere. Die Kunst liegt ja beim Mitarbeiterjahresgespräch gerade darin, Rückblick auf Geleistetes zu halten, Feedback zu geben, Wertschätzung auszudrücken, auch zuzuhören sowie über Potenziale und Entwicklung zu sprechen, usw..
So verstanden ist Personalentwicklung mehr, nämlich: Mitarbeiter-Mentoring als unverzichtbarer Baustein für die Power aus der Hochleistungen resultieren.
So wie es diesen Gedankenaustausch mit Grupp nie gegeben hat, ist zu vermuten, dass Grupp auch von manch anderem inneren Dialog und zwar bei seinen Mitarbeitern nie erfahren wird.

Dafür gab’s Applaus

Von zeitloser Gültigkeit waren die folgenden Aussagen:
– fürs outsourcen ist weniger mehr
– schnell entscheiden (nichts auf die lange Bank schieben)
– Bedeutung der Ausbildung und Mitarbeiterbindung
– Plädoyer für andere, bessere Steuerpolitik
– der Preis ist ein Datum am Markt und nicht selten losgelöst von der eigenen Kalkulation
– Erfolg haben ist kein Problem, aber Erfolg durchzustehen, also die Nachhaltigkeit ist die Kunst

Dafür gab’s keinen Applaus

… von mir und meinen Sitznachbarn, aber dafür nachstehend einen Kommentar:
1. Kernkompetenz sei ein überflüssiger Begriff, da er sich mit dem „was wir gut können“ übersetzen ließe
2. es reichen zwei Akademiker im Unternehmen, nämlich der Chef und der angestellte Rechtsanwalt
3. an Unternehmensberatern sei kein Bedarf im Unternehmen, denn dann müsste sich ja der Chef eingestehen, dass er seinen Job nicht versteht
4. Kinder, die aufgrund Genetik und Vorbild so sein müssen wie die Eltern

Mit der eigenen Inkompetenz zu kokettieren ist weiß Gott eine beliebte rhetorische Figur, um die Lachbereitschaft zu wecken. Kann man machen, muss man aber nicht. Und an diesem speziellen Abend vor gestandenem Publikum schlug der gefühlte Zeiger der Professionalität in diesen vier Momenten nur gering aus.

Zu 1: Kernkompetenz ist ein so gängiger Begriff, dass er so infrage gestellt bestenfalls auf Kopfschütteln trifft.
Zu 2:  D’accord, viele Fachkräfte sind exzellent so wie sie sind und auch ganz ohne akademischen Grad. Einverstanden auch darin, dass nur, weil jemand einen akademischen Grad hat, dieser noch lange nicht gut sein muss. Manche sind sogar die größten Pfeifen. Aber sich angesichts eines so großen Unternehmens wie TRIGEMA sich soweit beschränken zu wollen, klingt nicht überzeugend.
Zu 3: Ja, er hat vielleicht Recht, wenn er über eine Vielzahl so genannter renommierter Berater spricht, die vermutlich wirkliche Nieten in Nadelstreifen sind und mit ihren vorgefertigten Konzepten mehr schaden als nützen. Nur der Rest macht einen verdammt guten Job. Seine Stärke bestünde ja gerade darin, sich frische Ideen und interdisziplinäres Denken von außen und auf Zeit zu holen. Das sind dann auch keine von ihm gefürchteten Klugscheißer, sondern Sparringspartner und als solche unendlich wertvoll.
Zu 4: Diese Aussage ist so antiquiert, dass sie nicht mal aufs 19. Jahrhundert passt, wenn wir z.B. an einen Max Freiherr von Oppenheim, oder an eine Clärenore Stinnes denken. Eine weitere Kommentierung mit dutzenden weiteren Beispielen erübrigt sich (…)

Aber wie auch immer

Grupp geht seinen Weg, so oder so. Und wer Erfolg hat, der hat Recht. Für alle anderen, die nicht auf der strukturschwachen Alb ihren Unternehmenssitz haben, stellt sich die Aufgabe den eigenen Weg zu finden und zu gehen. Wir haben beides gesehen: viel Licht und etwas Schatten.

Wer nicht dabei war, hat was versäumt

Und wenn nur eine Anregung dabei gewesen wäre, hätte der Abend schon gelohnt; und Grupp gab auf seine Weise alles und weit mehr als (nur) eine Anregung. Hierfür Dank und Anerkennung Herr Grupp!
Als Schablone für Unternehmertum mit Passepartout-Charakter war der Abend auch nie gedacht.
Viel wichtiger sind bei solchen Anlässen die Gespräche danach und die Kontakte zu interessanten Menschen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Alles in allem ein unbedingt gelungener Abend. Vielen Dank Herr Schindler, Herr Wilfling und Kollegen. Man darf gespannt sein, wenn Schindler/Wilfling wieder einlädt.

Autor: Norbert W. Schätzlein

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