Politiker und die Wahrheit
Dieser Blog ist inspiriert von einem Zitat des Altkanzlers, Helmut Schmidt, aus einer Talkrunde zusammen mit dem möglichen Kanzlerkandidaten der SPD, Peer Steinbrück, zu Gast bei Günther Jauch im Okt. 2011.
Schmidt: „Kein Politiker darf sein Volk belügen. Der zweite Grundsatz ist: Er muss aber nicht alles sagen, was er weiß.“
Wahrheit-2012

Von der Politik zur Wirtschaft
Hier soll es nachfolgend um das Wort „Wahrheit“ gehen. Und zwar nicht aus dem Blickwinkel der Politik – das Zitat macht eher einen parteiübergreifenden Eindruck -, sondern – getreu dem Anspruch von personaler.de – mit Relevanz für Entscheider.

Es ist nicht immer sicher, dass – wer die (reine) Wahrheit kennt – im Vorteil ist. Manche Wahrheit, weiß man besser nicht und arbeitet/lebt damit glücklicher. Wahrheiten, die Transparenz und Einsicht schaffen/versprechen, vor Irrtümern und Fehlentscheidungen bewahren, erscheinen uns hingegen wichtig, nützlich und wertvoll.

Führungskräfte kennen es und wissen von daher, dass ihre höheren Bezüge gegenüber unterstellten Mitarbeitern, manchmal nur Schmerzensgeld sind. Sie haben Kenntnis von Informationen, die Top-down an sie gelangen und den Bottom besser (vorerst) nicht erreichen sollten. Die Führungskraft ist in solchen Fällen der Blocker, oder doch wenigstens der Filter von Wahrheiten, die Mitarbeiter eher im operativen Geschäft ablenken/hemmen, wenn nicht frustrieren würden; und das ist wiederum ungünstig für die Zielerreichung.

Soweit so gut. Dann würde das obige Zitat auf Führungskräfte adaptiert lauten: „Keine Führungskraft darf ihre Mitarbeiter belügen. Der zweite Grundsatz heißt: Sie muss aber nicht alles sagen, was sie weiß.“

Vielleicht ungerecht, aber doch zumindest reflektiert, könnte und sollte (!) ein dritter Grundsatz lauten: „Reifegradbezogen bzw. nach Situationslage darf jeder alles wissen.“
Versöhnt uns das mit dem Verdacht auf Vorenthaltung von Wichtigem & Relevantem?
Die Frage, was denn gut für uns ist und wer das entscheidet, erscheint nicht ganz unberechtigt, oder?

Selektions-Matrix „Wahrheit“

Am Beispiel eines fiktiven Unternehmens soll die nebenstehende „Wahrheits“-Matrix verdeutlicht werden:
1/1: In einer seichten Geschäftsbeziehung gibt ein Unternehmer/Manager/in seiner Bank wenige, oberflächliche Informationen, die Spielraum für subjektive Interpretationen bieten.
Fazit: Unwissenheit bzw. Maskerade/Taktik des hinter dem Berg Haltens
1/2: Ein Unternehmer/Manager/in gibt seiner Bank gezielt wichtige, aber nicht vollständige Informationen, die alle wahr sind.
Fazit: Wird zeitversetzt festgestellt, dass wichtige „Wahrheiten“ für Entscheidungsprozesse gefehlt haben, fühlt sich der Geschäftspartner rasch getäuscht.
2/1: Unverbindliche/informelle Kommunikation zwischen Unternehmer/Manager/in und Bank.

Fazit: Soziale „Fellpflege“.
2/2: Zwischen Unternehmer/Manager/in wird klar Text gesprochen in einer offenen Diskussion/Aussprache.
Ergo: Eine solche Interaktion setzt beidseitiges Vertrauen voraus.
Entscheider über die richtige Dosierung von Wahrheit können sich des vorteilhaften Mischungsverhältnisses für ihre Empfänger nie ganz sicher sein, denn wo fängt’s an und wo hört’s auf?!
Dosis facit venenum. „Die Dosis macht das Gift.“ (Zitat nach Paracelsus, dritte defensio, a.d. 1538)

Unterstützung

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat: Unterstützen Sie unsere Arbeit und Recherchen.

Persönliche Informationen

Spendensumme: 10.00€