… dienen der Mitarbeiterbindung. – Kurz und bündig.
Das könnte dann auch schon das Ende dieses Blogs sein, wenn da nicht noch die diffusen Vorstellungen zu Ritualen existieren würden und in Unternehmen von Inszenierung nur negativ konnotiert gesprochen wird, z.B. in Bezug auf Zeitgenossen, denen die rechte Balance im Sozialgefüge fehlt.

Rituale (lat. ritualis, d.h. den Ritus betreffend) sind weit mehr als sakrales Zeremoniell, geprägt von festgelegten, sich stets wiederholenden Worten, Gesten und Handlungen, nämlich (und im Kontext von Unternehmungen) Orientierungsbojen im turbulenten Zeitgeschehen aufgrund ihrer Berechenbarkeit, des einfachen, emotional sicheren Handlungsablaufs mit symbolischem Gehalt. Die Rituale von denen hier die Rede ist, bilden Bezugspunkte, wirken sozial integrierend, bieten Halt, auch Trost, und, sie müssen von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand gestellt werden mit der Konsequenz der Überarbeitung oder des Ersatzes.

Vom Ritual zur Inszenierung ist es nur ein kleiner Sprung, ja häufig befruchten oder bedingen Sie sich einander.
Inszenierungen finden soziologisch gesehen jeden Tag und mehrfach statt, und nicht nur im geschützten Refugium des häuslichen Bads, wo wir uns gerne attraktiv für die Mitwelt gestalten; der eine mehr der andere weniger.

Wenn wir die negative Aufladung des Begriffs der Inszenierung mal weglassen, bleibt der Wunsch nach Wahrnehmung. Menschen wollen sehen und gesehen werden. Das ist eine anthropologisch tief verankerte Konstante. Und wenn dem so ist, dann lassen Sie uns über die Möglichkeiten sinnvoller Möglichkeiten und Räume sprechen; vielleicht mit einem Beispiel.

Ist Ihnen der Begriff Schlado vertraut? Schlado steht für Scheiß-langer-Donnerstag und wird insbesondere von Bänkern gerne verwendet, die an diesen Donnerstagen bis 18.00 Uhr für Kunden zu erreichen sind. Bekanntlich prägt der erste Vorgesetzte fürs ganze Leben. Und jener Filialleiter einer Bank von dem jetzt zu reden ist, lud jeden Donnerstag zu Kaffee, respektive Tee und Kuchen in den Mitarbeiteraufenthaltsraum ein. Daraus wurde eine hochgeschätzte Gewohnheit und jeder Mitarbeiter kam und ging zu diesem Filialleiter auf ein informelles Gespräch (meist ca. 20 min.) in angenehmer Atmosphäre. Hier wurde zum Teil einfach nur privat geplaudert, aber auch Ideen entwickelt, laufende Projekte abgestimmt, oder soziale Fellpflege betrieben.
Rein managementtechnisch gesehen könnte man dieses Ritual mit der Möglichkeit zur Inszenierung als ein Führungsmittel bezeichnen. Doch es war viel mehr, nämlich pure Authentizität und eine Form von Nähe und Präsenz sozialkompetenter Interaktion, bei minimalem Aufwand.

Es geht aber auch ganz anders, nämlich so, dass man unter dem Slogan das Büro des 21. Jahrhunderts den festen Arbeitsplatz des Mitarbeiters durch ein mobiles Container-System ersetzt. Voller Stolz zeigte mir ein Unternehmer sein revolutionäres Konzept und erhielt von mir die Frage in retour, ob er denn bereit sei seine Personalabteilung aufzustocken wegen künftig erhöhter Fluktuation? Mitarbeiter haben in dieser Organisation keinen festen Bezugspunkt mehr und fühlen sich heimatlos und damit austauschbar. In den Augen des Unternehmers war ich damals ein Spielverderber, und zwischenzeitlich und im Rückblick eher ein unfreiwilliger Hell-Seher, wovon wir beide aber nichts hatten.
Rituale und Inszenierung zielen auf das verhaltenssteuernde „Sozialsystem Unternehmen“ ab und das macht sie wertvoll für uns.

Rituale stiften Sinn und werden von Sinn gestiftet. – In diesem Sinne: gute Gespräche zum Thema und ein authentisches Händchen mit Ihrem sozialen Umfeld.

Autor: Norbert W. Schätzlein

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