Wie Ihnen die Digitalisierung helfen kann, Bewerber früher an sich zu binden und Fachkräfte zu gewinnen.

Wir sprechen auf dem Arbeitsmarkt trotz der Coronakrise immer noch von einem Fachkräftemangel. Gute Mitarbeiter zu gewinnen, ist eine schwierige Aufgabe für die HR-Abteilungen da draussen. Wenn man so will, besteht auch hier ein Verdrängungsmarkt. Fachkräfte wandern von einem Unternehmen zum nächsten aus verschiedenen Gründen. Doch allen ist eines gemeinsam: In der Zeit, in der im Unternehmen die HR-Ansprechpartner zu erreichen sind, arbeiten die meisten dieser potenziellen Bewerber selbst auch.

Spielen wir den Vorgang einer möglichen Bewerbung einmal durch. Ein Mitarbeiter eines Unternehmens ist prinzipiell offen für einen Stellenwechsel und sieht sich selbst auf dem Markt immer wieder um. Da er tagsüber arbeitet, wird er dies meist nach Feierabend oder am Wochenende tun. Zeiten also, in denen die HR-Verantwortlichen seines möglichen neuen Arbeitgebers vermutlich nicht mehr erreichbar sind und Fragen daher unbeantwortet bleiben müssen.

Möglicherweise wird der wechselwillige Arbeitnehmer sich nun an einem der folgenden Tage ein wenig Zeit nehmen, um seine Fragen an ein anderes Unternehmen doch noch los zu werden. Mit Glück erreicht er jemanden, der ihm helfen kann, wahrscheinlicher ist jedoch, dass sein Anruf nicht erfolgreich ist. Vielleicht erreicht er gar niemanden, vielleicht hat der Anspprechpartner gerade keine Zeit etc. Nur in den seltensten Fällen wird dieser Anruf ein positives Erlebnis sein, dass zu weiteren Bemühungen führt. Eventuell wird sich der wechselwillige Arbeitnehmer Zeit für einen zweiten, eventuell gar einen dritten Telefonversuch nehmen, wenn er sehr stark an der neuen Stelle interessiert ist. Viel größer ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass der wechselwillige Arbeitnehmer doch nicht wechselt, da der Wechsel schon an dieser Stelle mit zu viel Aufwand verbunden ist.

Geht das anders? Ja. Warum nicht einen virtuellen HR-Mitarbeiter einstellen, der genau diese Situation entschärfen kann?

Stellen Sie sich das gleiche Beispiel wie oben vor, doch dieses Mal wird dem wechselwilligen Arbeitnehmer signalisert, dass er zu jeder Zeit anrufen kann – also auch Abends oder am Wochenende. Der freundliche virtuelle Mitarbeiter nimmt das Telefongespräch entgegen oder steht in einem onlinechat für Fragen zur Verfügung. Das es sich bei ihm um einen virtuellen Mitarbeiter handelt, das kommuniziert er ganz offen und fragt, wie er weiterhelfen kann, welche Fragen es gibt etc. Hand aufs Herz: Wenn wir einmal in uns gehen und die Statistik bemühen, dann kann man feststellen, dass ca. 80% aller Bewerber die gleichen Fragen haben. Wenn ich dem virtuellen Mitarbeiter diese Fragen und deren Antworten beibringe, dann kann ich einen wechselwilligen Mitarbeiter hier schon viel besser abholen, als wenn ich die Antworten einfach nur auf einer Webseite präsentiere.

Und was ist mit den restlichen 20% der Fragen? Im ersten Beispiel hat unser wechselwilliger Arbeitnehmer gar keine Frage beantwortet bekommen, da er niemanden erreicht hat. Im zweiten Beispiel konnte ein Großteil seiner Fragen – 80%! – bereits beantwortet werden, und zwar zu einer Zeit, die dem wechselwilligen Arbeitnehmer gepasst hat und er sich mit der Stelle und dem Unternehmen beschäftigen konnte. Und ganz ohne dass ein menschlicher Kollege aus der HR-Abteilung dafür abends oder am Wochenende arbeiten musste.

Und wie viel stärker wäre das Bewerbungserlebnis erst, wenn der wechselwillige Arbeitnehmer auch bei den 20% der Fragen abgeholt werden würde, die noch offen sind?

Auch das ist möglich. Der virtuelle Mitarbeiter kann diese Fragen aufgrund der Individualität vielleicht nicht selbst beantworten – aber er kann gemeinsam mit dem wechselwilligen Arbeitnehmer einen Telefontermin vereinbaren, zu dem dieser seine Fragen mit einem menschlichen Kollegen besprechen kann. Ein verbindlicher Termin – das hat eine ganz andere Bindungswirkung, als wenn ich möglichen Bewerbern nur eine Telefonnummer zur Verfügung stelle.

Nehmen wir an, der wechselwillige Arbeitnehmer hat die ersten 80% seiner Fragen beantwortet bekommen und dann mit dem virtuellen HR-Mitarbeiter einen Telefontermin vereinbart, zu dem er gut telefonieren kann. Daraus ergibt sich gleich ein viel angenehmeres Bewerbungserlebnis als im ersten Beispiel. Die Verbindlichkeit zwischen beiden Beteiligten hat sich erhöht ebenso wie die Bindung des wechselwilligen Arbeitnehmers.

Im Kampf um die besten Köpfe geht es darum, dem wechselwilligen Arbeitnehmer den Weg leicht zu machen und ihm ein angenehmes und einfaches Bewerbungserlebnis zu bieten. Die Möglichkeiten der Digitalisierung bieten dafür deutliche Mehrwerte.

Gastautor: Carsten Lederer, E-Mail: digitalisierung@lederer-unternehmensberatung.de

Carsten Lederer ist Diplom-Kaufmann (FH) und seit Jahren als Wegbegleiter für die digitale Transformation in der IT-Branche tätig. Durch sein Verständnis von Technik und Wirtschaftswissenschaften dient er als Brückenbauer und Übersetzer, um für unternehmerische Herausforderungen passende Lösungen zu finden. Ergänzend ist er als Dozent für allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der DHBW Ravensburg tätig. In seiner Freizeit beschäftigt er sich neben seinem Interesse für Digitalisierungsthemen und nachhaltiger Wirtschaft mit irischer und historischer Musik sowie Erzähl- und Gesellschaftsspielen oder ist mit seinem Hund in der Natur unterwegs.

Bildnachweis: Pixabay, Bot; mohamed Hassan, gemeinfrei; vielen Dank an Pixabay

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