Das PERMA-Modell von Martin Seligman, einem Pionier der Positiven Psychologie, beschreibt fünf zentrale Bausteine für Wohlbefinden und Erfüllung. Es basiert auf der Erkenntnis, dass Glück und Zufriedenheit nicht nur durch das Fehlen negativer Aspekte, sondern durch die Förderung positiver Zustände entstehen. Das dem Modell zugrunde liegende Akronym umfasst die Dimensionen Positive Emotionen, Engagement, Relationships (Beziehungen), Meaning (Sinn) und Achievement (Leistung). Jedes Element bietet spezifische Ansätze, das Leben erfüllender zu gestalten und eine nachhaltige psychische Gesundheit zu fördern.

Positive Emotionen (P) – Mehr als Glücksempfinden
Positive Emotionen fördern nicht nur das subjektive Wohlbefinden, sondern tragen nachweislich zur Resilienz bei. Während Freude und Dankbarkeit als klassische positive Emotionen oft betont werden, kann auch Neugierde eine entscheidende Rolle spielen. Neuere Forschungen in der Neuropsychologie legen nahe, dass regelmäßiges Erleben positiver Emotionen wie Neugier das Gehirn langfristig stärkt und kognitive Degeneration verlangsamen kann.
Neue Perspektive: Positive Emotionen lassen sich durch gezielte „Micro-Moments“ kultivieren – kurze, intensive Momente der Wertschätzung im Alltag, die helfen, das emotionale Gleichgewicht zu fördern und Stress abzubauen.

Engagement (E) – Die Tiefe des Flows erleben
Engagement steht im PERMA-Modell für das völlige Aufgehen in einer Tätigkeit, das sogenannte Flow-Erleben. Diese Momente, in denen Zeit und Raum verschwimmen, tragen zu einem tiefen Gefühl der Erfüllung bei. Flow wird oft mit kreativen oder anspruchsvollen Tätigkeiten assoziiert, die den eigenen Fähigkeiten und Interessen entsprechen.
Neue Perspektive: Der Weg zum Flow ist jedoch oft nicht geradlinig. Ein neues Konzept im Bereich der Positiven Psychologie, das sogenannte „Anti-Flow“, betont die Rolle von Pausen und mentalem Abstand, um später wieder tiefere Engagement-Zustände zu erreichen. Insbesondere in der modernen, beschleunigten Arbeitswelt kann Anti-Flow gezielt genutzt werden, um Überlastung zu vermeiden und das Engagement neu zu entfachen.

Beziehungen (R) – Soziale Verbundenheit als Grundlage
Soziale Beziehungen spielen eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden. Im PERMA-Modell bedeutet dies nicht nur die Pflege enger Beziehungen, sondern auch das Knüpfen neuer Verbindungen, die auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt basieren. Beziehungen bieten emotionale Unterstützung und helfen dabei, Herausforderungen zu meistern.
Neue Perspektive: Eine Erweiterung dieses Konzepts ist das „Co-Creation Mindset“ – der Gedanke, dass Beziehungen durch gemeinsame Schöpfung und Entwicklung gestärkt werden. In der Arbeitswelt bedeutet dies, dass Mitarbeiter durch gemeinsame Projekte und kreative Prozesse sowohl ihre Beziehungen vertiefen als auch ihre individuelle Resilienz steigern können.

Sinnhaftigkeit (M) – Die Rolle des übergeordneten Ziels
Sinnhaftigkeit entsteht, wenn Menschen sich einem größeren Zweck verbunden fühlen. Dies kann durch Familie, Beruf, freiwilliges Engagement oder religiöse/spirituelle Aktivitäten geschehen. Die Erfahrung von Sinn erfüllt das Leben mit Tiefe und Orientierung.
Neue Perspektive: Die Idee des „Dynamic Purpose“ hebt die Bedeutung der Flexibilität in der Sinnsuche hervor. In einem zunehmend instabilen Umfeld kann es hilfreich sein, den Sinn nicht als statisches Ziel, sondern als wandelbaren Kompass zu betrachten, der an neue Lebenssituationen und persönliche Entwicklungen angepasst wird.

Leistung (A) – Erfolge und das Gefühl der Selbstwirksamkeit
Leistung oder „Achievement“ umfasst das Streben nach und das Erreichen persönlicher Ziele. Diese Komponente zielt darauf ab, das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit zu stärken, indem Erfolge, auch kleine, bewusst erlebt und gewürdigt werden.
Neue Perspektive: Die Integration der sogenannten „Adaptive Achievements“ bietet hier eine wertvolle Erweiterung. Dabei geht es darum, dass nicht alle Erfolge durch herausragende Leistung definiert werden müssen. Adaptive Achievements legen den Fokus auf kleine, aber konsistente Fortschritte, die vor allem in Phasen von Rückschlägen wichtig sind. Diese Anpassungen können zu einem tiefer gehenden Selbstwertgefühl führen, da sie die persönliche Belastbarkeit betonen.

PERMA in der Praxis: Nachhaltiges Wohlbefinden als dynamischer Prozess

Das PERMA-Modell kann uns einen flexiblen und alltagstauglichen Rahmen bieten für persönliches Wachstum und Wohlbefinden. Der Fokus liegt auf der Verbindung von positiver Emotionalität, tiefem Engagement, sozialer Verbundenheit, Sinn und dem Erleben von Erfolg. Das Konzept macht deutlich, dass Wohlbefinden kein einmalig erreichter Zustand, sondern ein dynamischer Prozess ist. Die zusätzlichen Perspektiven, wie Micro-Moments, Anti-Flow, das Co-Creation Mindset, Dynamic Purpose und Adaptive Achievements, erweitern das Modell um Komponenten, die es für heutige Herausforderungen noch relevanter machen.

Autor: Norbert W. Schätzlein, E-Mail: schaetzlein@siris-systeme.de, www.siris-systeme.de

Tel. 0171-696 65 11

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