Tja, das fehlte noch, denken Sie jetzt vielleicht, dass unser Controller im Hause herumläuft und überwacht wer, wann und wieso gelacht hat. Das wäre dann wohl auch das Ende ungehemmter Fröhlichkeit mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Unternehmenskultur. Und was auch tun mit so einer Statistik? Bekommt die dann der Chef vorgelegt zum Abzeichnen? Aber halt! Und Entwarnung. Es steht zwar der Gedanke Pate, dass es interessant wäre zu wissen, wieviel gelacht wird, aber nur vor dem Hintergrund, dass auch wirklich genug (!) gelacht wird im Unternehmen.
Eine Statistik, die Mensch wie Unternehmen nützen würde, wenn auch mit einem Augenzwinkern
Ein paar kluge Leute – und vielleicht waren es ja sogar ein paar Controller J – haben beobachtet, was heute in Studienform vorliegt und als wissenschaftliche Disziplin gilt (Gelotologie, die Wissenschaft vom Lachen bzw. die Humorforschung nach dessen Begründer, William F. Fry):
1. Lachen erweitert unsere Gedankenmuster
2. Lachen wirkt sowohl anziehend, erleichtert also soziale Kontakte (wer viel lacht, hat mehr Freunde), wie
3. ansteckend: lacht erst ein mal Einer, gesellen sich gleich noch Andere mit dazu (allerdings funktioniert dies nur unter der Voraussetzung, dass die sogenannten Anderen in unserem Beispiel über eine ausreichende Anzahl Spiegelneuronen im Gehirn verfügen; das ist ähnlich wie mit dem Gähnen, das auch „infizierend“ wirkt, vorbehaltlich der Spiegelneuronen, die auch für Empathiefähigkeit stehen)
4. während Angst die Kreativität blockiert, wird sie durch Lachen positiv stimuliert
5. Lachen soll sogar zu gesteigerter Potenz beim Mann führen (Anmerkung: Wie wurde denn das gemessen? )
6. Lachen ist schlichtweg gesund: es baut Stress ab, hilft gegen Schmerzen und aktiviert die Selbstheilungskräfte dank eines gestärkten Immunsystems; und wer viel lacht, lebt vermutlich sogar länger
7. eine dreiviertel Stunde Lachen (das wäre bei einem Kabarettabend zu schaffen) bildet das Äquivalent zu 10 Minuten Joggen (die Lösung bei schlechtem Wetter also )
8. Kinder lachen circa 20 Mal mehr als Erwachsene
9. ein Lachen, oder zumindest ein zartes Lächeln entspannt in Geschäftsbesprechungen und Sitzungen (von daher darf auch niemals der Smalltalk am Beginn von Gesprächen im Rahmen der Begrüßung zu kurz kommen, vorausgesetzt die Gesprächspartner pflegen einen fairen Stil, was bekanntlich nicht immer der Fall ist)
10. Muskeltraining vom Feinsten: bei gesteigertem Lachen werden von 656 Muskeln, die dem Menschen eigen sind, bis zu 80 Muskeln aktiviert, davon in der Gesichtsregion 17;
(manche, leider aber nicht belastbare Quellen behaupten sogar, dass ein ernstes Gesicht anstrengender sei als ein Lächeln, doch hier fehlt es an belastbarem Quellenmaterial)
11. Und was Chefs besonders freut:
Lachen beeinflusst sogar günstig die Konzentrationsfähigkeit und die Produktivität steigt. 1,2
Zwischenfazit:
Wer mit jemand anderem ein Lächeln teilt, verdoppelt die Freude.
Bei dieser Zwischenbilanz verwundert es schon sehr, dass es noch keine entsprechende Management-By-Technik gibt, die dann z.B. Management-by-laughing heißen könnte.
Nichts zu lachen
Zu Ende gedacht, würden da schwere Zeiten anbrechen für all diejenigen Chefs, die zum Lachen in den sprichwörtlichen Keller gehen. Doch sind diese Managertypen nicht schon längst anachronistisch und gehören ins Museum, wo sie vor sich hinstauben können?
Für mehr Wohlfühlklima in Unternehmen
Manager, so die Lehrmeinung, aber auch die persönlichen Erfahrungsmuster, sind zahlen-, daten-, faktengetrieben und belächeln (immerhin ein Lächeln!) weiche Faktoren, sogenannte Softfakts. Zum einen könnte man ihnen mal sagen, dass aus den Softfakts von heute, die Hardfakts von Morgen werden. Zum anderen lässt sich mühelos und aus mehreren Perspektiven (Fluktuation, Mitarbeiterbindung, Engagement, etc.) der messbare Nachweis erbringen, dass eine fröhliche Unternehmenskultur mit Sinn für Humor und mit Herz und Verstand, besser und höher performt als nüchterne, rein zweckfokussierte Organisationen.
Es darf gelacht werden
Mit Lachen geht alles leichter von der Hand, wenn das nicht ein Grund ist, eine Kultur zu leben, wo Lachen ausdrücklich erwünscht ist?!
Heute schon gelacht?
Auch ohne Anlass lohnt sich ein Lachversuch. Wir probieren das jetzt mal. Nehmen Sie bitte einfach dazu einen Stift (egal ob Bleistift oder Kugelschreiber) zwischen die Zähne und Sie werden sehen, dass Sie nicht nur sofort lächeln (es sind die gleichen Gesichtsmuskeln in Aktion wie bei einem Lachen), sondern jetzt die Mimik rückkoppelt mit der für positive Gefühle zuständigen Gehirnregion. Dieser kleine Impuls aktiviert Ihr Gehirn, wodurch eine sich selbst verstärkende Spirale des Wohlbefindens in Gang kommt. Und wenn Sie mal wieder vergebens auf einen Anlass zum Lächeln warten, dann denken Sie an die kleine Geschichte, in der Henry Miller (1891-1980, US-amerik. Autor) seine eigenen Erfahrungen beschreibt: „War mir auch einerseits das Lachen vergangen, so konnte ich doch andererseits weiterlachen. Diese Fähigkeit, allem zum Trotz lachen zu können, war es, die mich rettete. Ich kannte den berühmten Ausspruch von François Rabelais (1494-1553, bedeutender franz. Humanist): ‘Für all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen.’“ Von dieser höchsten Weisheit, so Miller weiter, gebe es heute so herzlich wenig. 3
Und wie steht es um die Prozesse im Unternehmen? Muss hier immer alles sachlich und nüchtern ablaufen mit vielleicht noch moralinsaurer Miene vom Vorgesetzten?
Keineswegs; auch organisatorische Institutionen wie das halbjährliche oder jährliche Regel- bzw. Mitarbeitergespräch können Laune, ja sogar regelrecht Spaß machen. Der Social Proof ist für diese Behauptung längst erbracht und die Methodik dazu heißt time2talk. Details gerne über weitere Fachartikel oder im persönlichen Kontakt mit dem Autor. 4
Autor: Norbert W. Schätzlein
Quellen:
1: http://meine.aok.de/gesundheit-und-wohlfuehlen/wohlfuehlen/erkenntnisse-rund-ums-lachen-6101.php?CurrentPage=1, Stand: 21.01.2014
2: http://lachmagazin.wordpress.com/2007/05/30/muskelaktivitaten-beim-lachen/, Stand: 21.01.2014
3: Fritzen, Michael: Bleistift zwischen den Zähnen, Lachen, Lächeln, Lebenskunst, in: FAZ, Nr. 35, S. 7, vom 11.02.1997
4: www.siris-systeme.de
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