Klaus Köster schreibt am 24.04.2020 in der Stuttgarter Zeitung: „Daimler schult Chefs für Trennung von Mitarbeitern“.
Werden wir solche Schlagzeilen künftig noch öfters lesen? – Es ist zu vermuten.
Die Trennung von insgesamt 10.000 Mitarbeitern war für den Daimler-Konzern bereits vor der C-Krise das große Thema. In Zeiten von Corona ist aber nur schwer vorstellbar, dass es für diese Mitarbeiter so einfach sein wird alternative Beschäftigungsverhältnisse zu finden.
Es ächzen und stöhnen nicht nur die Autobauer; auch die Zulieferer gehen in die Kniee und sind nach dem Abbau von Leiharbeitskräften froh, wenn sie überhaupt ihre Stammbelegschaft halten können. Und für alle gilt: je länger die C-Krise dauert, desto geringer werden die über Jahre angesparten Reserven, die beim Wiederdurchstarten und Investieren dringend benötigt werden.
Der Ton macht die Musik
Wie trennt man sich von Mitarbeitern? – Vielleicht so wie in meinem Blog vom 12.04.2012 mit dem Titel „Sie sind entlassen!“ (in Anlehnung an den Film mit George Clooney: Up in the Air) geschildert?
https://www.personaler.de/allgemein/sie-sind-entlassen/
Schauen wir mit Klaus Köster in die Daimler-Welt, vielleicht können wir hier etwas dazulernen.
„In einem internen Papier, das unserer Zeitung exklusiv vorliegt, werden die Führungskräfte aufgefordert, die Trennungsabsicht unmissverständlich zu kommunizieren und jeden Eindruck zu vermeiden, dass es noch einen Spielraum für Verhandlungen gebe. Die Gespräche seien möglichst nach 15, spätestens aber nach 30 Minuten zu beenden. In dieser Zeit solle ein Vertreter der Personalabteilung bereits den weiteren Ablauf der Trennung erläutert haben.“
No way für etwaige Gedanken der Vorgesetzten den Stellenabbau infrage zu stellen. Es wird mit einer Zunge gesprochen. Es existiert – nach Angaben der Stuttgarter Zeitung – auch kein Spielraum für Einwände wie: „Meine Frau/Mann ist schwer krank“, „jetzt soll ich ausbaden, was das Management verbockt hat“, „du hattest mich doch schon immer auf dem Kieker“ oder „bist du verrückt? Gerade jetzt? In dieser unsicheren Zeit?“
Es läuft also alles bei der Schulung auf eine One-way-Kommunikation hinaus; Dialog stört hier nur.
Unternehmenskultur aufbauen dauert Jahre; sie zu zerstören hingegen nur (…)
Uneinsichtige und Realitätsverweigerer könnten vielleicht den zarten Nudge (verbalen Stupser) hören, dass sich alles für sie in der Zukunft hier ändern würde und auch der Spielraum von künftigen Beurteilungsgesprächen ausgeschöpft werden könnte. Im Grunde nichts Neues. In jeder schweren Krisensituation werden in der Trennungsrhetorik bisweilen – natürlich je nach Unternehmenskultur – verbale Bazookas herausgeholt.
Am Ende seines Beitrages schreibt der Autor Klaus Köster: „Die Schulung soll offenbar dazu führen, dass Vorgesetzte den Druck auf Beschäftigte erhöhen. Konzernchef Ola Källenius appelliert in dem Papier an die Vorgesetzten, die Vorgaben erfolgreich umzusetzen.“
Das sind schwierige Zeiten für alle Entscheider. Wie wird es weitergehen für gekündigte Mitarbeiter, frustrierten Führungskräften und Unternehmen in der Krise. In unserem Beispielfall treffen mehrere Herausforderungen zusammen.
Der Erfolg oder Misserfolg der deutschen Autobauer wird im Weiteren davon abhängig sein, welche Wege in der Antriebstechnologie und bei Energieträgern beschritten werden. Wann haben sich politische Vorgaben je für die Wirtschaft als nachhaltig vorteilhaft erwiesen? Und wie wird es dann bei der Elektromobilität kommen? Hätten wir nur die Zeichen der Zeit erkannt, wird es dann heißen und hätten, hätten auf (…) gesetzt. Und welche Antwort wird später als die Richtige in die Annalen eingehen? Vielleicht eine Angebotsbreite von Benzin, über Diesel, Elektro und Hybrid bis Wasserstoff, oder doch die Fokussierung auf eine Technologie wie Elektro?
Hier darf jeder raten und spekulieren. Die Elektromobilität ist keine disruptive Technologie und damit dürften die verschiedenen Systeme noch lange Zeit nebeneinander bestehen. – Aber die letztere Einschätzung ist nur meine ganz persönliche Meinung und ihr kann gerne widersprochen werden; die Zukunft wird es dann schon weisen.
Viel Spaß in der Zukunft.
Autor: Norbert W. Schätzlein, 26.04.2020
Quellen: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.daimler-jobabbau-daimler-schult-chefs-fuer-trennung-von-mitarbeitern.c23089b4-49a9-4ead-a3d3-19006a5d160c.html; Zugriff: 26.04.2020
Bildquelle: pixabay, gemeinfrei – vielen lieben Dank!
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