Da Führungskompetenz nicht angeboren ist, muss man es sogar erlernen. Förderlich oder aber auch begrenzender Faktor sind frühkindliche Prägungen. Ideale Voraussetzung ist ein Elternhaus, das dem Nachwuchs Selbst-Bewusstsein und Selbst-Vertrauen schenkt. Zutrauen ist später die Voraussetzung für die Übernahme von Funktionen wie z.B. die des Klassensprechers in der Schulzeit. Wer gewohnt ist im Rampenlicht zu stehen, hat immer auch den Umgang mit Menschen, reift daran und weiß um den Stellenwert von Kontakten.
Meine Lieblingsfigur aus der Geschichte ist in diesem Zusammenhang Alexander III. von Makedonien, der von Kindheit an auf eine Führungs
rolle vorbereitet wurde. Doch wer kommt schon in den Genuss mit dreizehn eine Koryphäe wie Aristoteles zum Privatlehrer zu haben?
Es ist allgemein bekannt, dass weder die Schule noch das Studium auf Führungsaufgaben und das entsprechende Rollenverständnis hinreichend vorbereitet. Social-Skills werden nur vereinzelt an den Hochschulen trainiert, sind dann aber eine wertvolle Hilfe.
Teils wird man im Berufsleben in
s kalte Wasser geworfen und teils bekommt man – in Abhängigkeit vom Arbeitgeber – die Chance sich zu entwickeln und zu entfalten, nämlich über Traineeprogramme, spezifische Trainings abgestellt auf Nachwuchsführungskräfte, oder aber auch über die Belegung von Kursen und Seminaren bei den einschlägigen Bildungsträgern (IHK, etc.).
Doch was ist der Inhalt solcher Trainings?
Mein persönlicher Favorit ist ein medialer Einstieg über die Analyse des Films „Der Kommandeur“ mit Gregory Peck in der Titelrolle.
Der Film wird mit Unterstützung von Szenenmaterialien und spezifischen Fragen zur Führung 1-2 Mal kritisch unter die Lupe genommen und dann in seinen einzelnen Facetten und denkbaren Alternativen sorgfältig studiert.
Im Anschluss erfolgt die Selbsteinschätzung nach Best Practice-Kriterien durch ein DV-gestütztes Instrument (näheres siehe unten). Das macht nicht nur Spaß und ist interessant, es beleuchtet auch die unterschiedlichsten Facetten im Rollenverständnis einer Führungskraft. Den Königsweg der Führung gibt es aus meiner Erfahrung nicht. Das Paradigma dazu lautet: wie Sie auch immer führen, es muss stimmig zu ihrer Person sein. Dabei ist wichtig, dass Sie Ihren Mitmenschen eine berechenbare Größe sind. Ecken und Kanten spielen dann eine untergeordnete Rolle.
Gefragt nach Eigenschaften, die jede Führungskraft auszeichnen soll, würde ich knapp und ohne Anspruch auf Vollständigkeit zur Antwort geben:
- konstruktives Menschenbild (Menschen mögen)
- Menschen wahrnehmen (fängt schon beim Grüßen an)
- Ziele mit Leidenschaft kommunizieren (Führung ist immer auch ein Willensbildungs- und Gestaltungsprozess)
- in anderen Menschen die Fähigkeiten erkennen (Stärken stärken und möglichst nicht so viel Zeit auf die Schwächen legen, die man erfahrungsgemäß kaum ändern kann)
- ganzheitlich denken können (mehr Vogel- als Froschperspektive)
- Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung in Kombination mit Selbstreflexion
Ein großes Problem erscheint mir in diesem Zusammenhang die mentalen Prägungen in der Adoleszenten-Phase. Dank neurophysiologischer Erkenntnisse wissen Gehirnforscher heute, dass etwa im Alter von 16 – 20 Jahren das Stirnhirn als letztes Hirnareal ausreift und gerade hier findet die Sozialisation statt, also das was uns im Umgang mit Mitmenschen später ausmacht. Was bis dahin an Wertvorstellungen erworben wurde, prägt fürs ganze Leben. Von daher sind die eindrücklichen Hinweise und auch Mahnungen an Bildungsträgern des von mir viel geschätzten Manfred Spitzers, Neurobiologen und vielfachen Buchautors aus Ulm von elementarer Bedeutung, nämlich dem Sinne nach: Sag mir was Du für Wertvorstellungen als Jugendlicher erworben hast, und ich sage Dir wie Du als Erwachsener sein wirst. Eine Art von Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage. – Hamlet (Shakespeare) lässt grüßen.
Und ganz so in diesem Stil kann Führungskräfte-Coaching mal ganz anders laufen.
Das oben erwähnte Instrument zur Selbsteinschätzung nach Führungskriterien findet sich unter: www.siris-systeme.de
Autor: Norbert W. Schätzlein
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