Am Ende eines Kurses, Seminars oder Vortrags zum Thema Führung wird mir recht häufig die folgende von Wissensdurst durchdrungene Frage gestellt:
Wir wissen nun worauf Führung abzielt, wann sie mit welchen Führungsmitteln effektiv ist, welche Kompetenzen dazu erforderlich sind, und welche Führungsstile, -techniken und –modelle dem Verständnis dienen. Aber wie erkennen wir eine gute Führungskraft, wenn sie vor uns steht?
Patentrezepte dazu gibt es wohl kaum, aber vielleicht lässt sich die Antwort darauf über unsere Intuition erschließen. Seit Gerd Gigerenzers Buch Bauchentscheidungen wissen wir, dass mit der Zunahme an Komplexität, also der Schwierigkeit eines Sachverhaltes, analytische Instrumente zu Gunsten der Intuition zurücktreten. Also je komplexer eine Entscheidung, desto mehr ist Ihre Intuition gefragt.
In Verlängerung dieser Erkenntnis lautet meine Antwort auf die vorstehend gestellte Frage:
Stellen Sie sich vor, Sie sollten sich blindlings jemandem anvertrauen. Genießt die jeweilige Person dieses Höchstmaß an Vertrauen? Wenn Sie jetzt zu aufgeklärt und unabhängig sind, um sich auf dieses Gedankenspiel einzulassen, dann fordere ich Ihre Phantasie mit einer Steigerung dieses Gedankens. Stellen Sie sich nun vor, Sie hätten ein vielgeliebtes Kind und in Ermangelung von alternativen Bezugspersonen müssten Sie überlegen, in einer kurzen Abwesenheit jemandem Ihr Kind anzuvertrauen. Könnten Sie dies ohne Angst und Sorge getrost tun und mit gutem Gefühl fernab Ihres Kindes sein? Wenn JA, perfekt, eine solche Person taugt möglicherweise auch als Führungskraft. Wenn NEIN, dann nützt auch ein akademischer Grad nichts, um den Mangel zu beheben.
Sollten Sie solche Gedanken nun künftig häufiger aufstellen und dabei die Quote des Vertrauens die 10-20% nicht überschreiten, dann befinden Sie sich in (im Weiteren unkommentiert) guter Gesellschaft.
Autor: Norbert W. Schätzlein
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