Studie zur Diskriminierungs-Thematik
„Attraktive Bewerberinnen haben laut einer Studie weniger Chancen auf eine Stelle.“ So zu lesen in der Samstags-Ausgabe der Schwäbischen Zeitung vom 28.04.2012 im Stellenanzeigenteil von der Autorin: Mandy Kunstmann.
Das ist zwar eine schöne Schlagzeile aber leider aufgrund eines falschen Kontextes eine unzulässige Verallgemeinerung.
Zitiert wird aus einer in Israel durchgeführten Studie zweier israelischer Wirtschaftswissenschaftler namens Bradley Ruffle und Ze’ev Shtudiner von der Ben-Gurion-Universität.
Mit ihrer Untersuchung wollten die Autoren zeigen, dass entgegen landläufiger Vorstellungen in der Arbeitswelt Diskriminierung aufgrund von Schönheit die Realität ist.
Das Highlight des Studienergebnisses
Die Forscher fanden heraus, dass 96 Prozent der von Ihnen befragten israelischen Unternehmen Frauen in den zuständigen Personalabteilungen beschäftigten, die meist jung und Single waren. Sie trafen die Bewerbervorauswahl und diskriminierten tatsächlich insoweit, als sie auffällig hübsche Bewerberinnen nicht zum Vorstellungsgespräch einluden. Nach Einschätzung der Forscher ist dies möglicherweise darauf zurückzuführen, dass Eifersucht auf eine eventuell künftige Kollegin Grund für die Negativauswahl im Bewerbungsprozess waren.
Studie falsch zitiert
Damit ist die folgende Ausführung im Artikel der Schwäbischen Zeitung nicht korrekt:
„BERLIN – Schönheit ist kein Vorteil für Frauen beim Bewerbungsmarathon. Für attraktive Damen kann ein Foto im Lebenslauf zur Stolperfalle im Kampf um einen Job werden. Personalchefs laden gerade sie seltener zu einem Vorstellungsgespräch ein.“
Es sind in dieser speziellen Studie nicht die Personalchefs, sondern die weiblichen Mitarbeiter in der Personalabteilung, die ihre Geschlechtsgenossinnen diskriminierten.
Andere Studie anderes Ergebnis
Zu einem ganz anderen Ergebnis kam ein Jahr nach der israelischen Studie in 2011 der Wirtschaftswissenschaftler, Christian Pfeifer, von der LEUPHANA Universität, Lüneburg.
Er analysierte Daten der so genannten ALLBUS-Umfrage (Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften), die alle zwei Jahre in repräsentativer Stichprobenform mit 3.000 Männern und Frauen aus ganz Deutschland in persönlichen Gesprächen durchgeführt wird.
Markiges Ergebnis der Studie: Schöne klar im Vorteil
Das schöne Äußere einer Frau wirkt in hohem Maße im Bewerbungsprozess. Das kann so weit gehen, dass es am Arbeitsmarkt einen Universitätsabschluss aufwiegt. Dabei macht das optische Merkmal nicht vor Männern halt. Äußerlich attraktive Männer punkten zum Beispiel im persönlichen Verkauf. Möglicherweise schenkt man ihnen einfach mehr Vertrauen.
Nicht zu unterschätzen ist nach Pfeifer die positive Korrelation der Attraktivität von Menschen mit deren Selbstbewusstsein, die Sympathiepunkte bringt.
Autor: Norbert W. Schätzlein
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